Dieser Thread handelt über Sinn und Unsinn von Patenten. Angeregt durch folgenden Text....
Zitat:Original geschrieben von obamaimladen
http://d-amp.org/include.php?path=forum/...#post17135
Hallo Peter,
eine Pentode in klassischer Schaltungstechnik wird auch im verhungerten Zustand nicht an das Signal-Rauschverhältnis einer Triode herankommen können - aus prinzipiellen Gründen. Aber: es gibt eine neue Schaltungstechnik (Patent pending...), die ich auf dem ETF vorstellen werde und die mit Pentode tatsächlich das S/N von Trioden erreicht und gleichzeitig einen wesentlich höheren Verstärkungsfaktor realisiert. Ich werde die theoretischen Zusammenhänge erläutern und die Ergebnisse einer umfangreichen Messreihe vorstellen, die die theoretischen Annahmen geradezu erschreckend gut in der Praxis bestätigen konnten.
Viele Grüße
Arcolette
Quelle
...haben wir das angesprochene Patent gefunden:
http://depatisnet.dpma.de/DepatisNet/dep...08017678A1
Bevor es ans Eingemachte geht, ein paar Bemerkungen vorweg:
Zitat:Original geschrieben von Rumgucker
Das Grundprinzip beim Patent ist der Schutz der Erfindung. Die Erfindung ist aber durchs Patent nicht wirklich geschützt, sondern man bekommt nur einen "Beweis".
Sein Recht muss man sich - trotz Patent - erst vor Gericht erkämpfen. Da legt man diesen Beweis vor. Es gibt aber auch andere Beweise, Gegenbeweise. Typisch ist ja der Gegenbeweis, dass das längst Stand der Technik war. Dazu genügt irgendeine Publikation in einer Bastlerzeitschrift in Hinter-Hawai, die etwas vor dem Patent erfolgte. Und *rumms* ist der Erfinder alles los und hat einen Möderberg von Schulden.
Die Streitsummen sind enorm. Daran werden Anwälte und Gerichtskosten bemessen. Wer ein wirkliches wichtiges Patent hat, würde niemals allein ein Patent anmelden. Man sucht sich immer zuerst starke Schultern.
Wenn in einem Patent steht "Erfinder = Anmelder", dann hat sich da ein Bastler verewigt. Franks "Patent" war so. Das kann man getrost kopieren, wenn man will. Der Jung hätte eh nicht die Finanzpower es drauf ankommen zu lassen.
Für Bastler sind Patente schädlich. Sie legen etwas offen. Und sie haben keine Chance, ihre Rechte durchzusetzen.
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Zum Patentinhalt:
Darius vermutete gleich, dass es sich bei der im Patent beschriebenen Schaltung offensichtlich um eine Cascode-Schaltung handelt
Tatsächlich bestätigte die daraufhin angefertigte Simulation diese Vermutung.
(Erwiderung)
Erste Zusammenfassung,
(Erwiderung) und
(Erwiderung)
Dann die große Überraschung: offensichtlich irrt das Patent im Kern (Rauschminderung)!
(Absicherung) (Absicherung) (Absicherung) (Absicherung)
(
Eher am Rande: Klirrvergleich und
Anmerkungen)
Zusammenfassung,
Konsequenzen, ein
Aufruf an den Patentinhaber,
Erwiderung,
Absicherung und
Erwiderung
Nun befanden wir uns an einer kritischen Stelle. Zwar hatten die Kritiker geklärt, warum das Patent irrt und das auch mit Simulationen belegt, aber letztlich war es nur Theorie. Die Kritiker stellten sich auf den Standpunkt, dass doch eigentlich der Patentinhaber seine im Patent behaupteten Rauschminderungen unter Beweis stellen müsste. Die Patentverteidiger weigerten sich, irgendwelche Messdaten offenzulegen. Angeblich hätte der Patentinhaber dieses verboten.
Per Messung wurde gezeigt, dass es sich um eine normale Cascode handelt,
Bestätigung,
Theorie und
Theorie
Die Verteidiger waren noch nicht überzeugt. Es fehlte ja noch der Beweis, dass auch die Simulationen bezüglich des Rauschens korrekt waren. Höchstproblematische Messungen, da angeblich nur die Verteidiger geeignete Messgeräte besitzen (
klick). Die Lage der Kritiker entspannte sich jedoch erheblich, als Darius im Patent las, dass das Patent das Rauschen einer Triode sogar noch unterbieten wollte:
Klick. Das motivierte die Kritiker zu eigenen Messungen des Rauschens:
Messung,
Messung und
Messung
Simulation und
Bestätigung und
abschließende Nachrechnungen
Damit waren alle früheren Simulationen und alle Theorien nach bestem Wissen und Gewissen abgesichert (es liegt nun an den Verteidigern, diese vollständige Beweiskette mit harten Daten und Messwerten anzugreifen).
Nachtrag: so ganz haben die Verteidiger den Kern-Flop des Patents noch nicht begriffen. Daher nochmal das
Patent-Zitat und das schlagende
Killerargument gegen das Patent.
Nachspiel:
Gerd zauberte plötzlich eine
Simulation aus dem Hut und behauptete stolz und mit offensichtlicher Zustimmung des Patentinhabers: "Damit ist das Patent bestätigt: weniger Rauschen und höhere Verstärkung als eine herkömmliche Pentodenschaltung." Wir wiesen ihn dann darauf hin, dass das ja nie bestritten war. Bestritten war, dass das Patent weniger Rauschen als eine Triode zeigt.
Dann wurde Gerd
darauf hingewiesen, dass seine Rechenungenauigkeit schon größer als seine Anzeigen sind. Und es wurde ihm gezeigt, dass er
Äpfel mit Birnen verglichen hat, während die Kritiker unbeirrt
Äpfel mit Äpfeln vergleichen und darauf bestehen, nur
Vergleichbares zu vergleichen.
Darius entlarvt die
Zaubertricks und versuchts immer wieder, die Verteidiger mit
Fachbeiträgen zu überzeugen.
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Die Kritiker hoffen, dass dieses Beispiel uns allen hilft, von dieser unsäglichen "ich schreib mir mal heute nachmittag ein Patent"-Arie endlich runterzukommmen und wieder den schon fast vergessenen freien Austausch der Wissenschaft und Forschung zu betreiben. Zumindest unter uns Bastlern.