Zitat:Original geschrieben von Rumgucker
Denken wir uns mal eine Metallfeder. Die Atome sind in einem Kristallgitter angeordnet.
Ich nehme mal ein perfektes 3D-Kristallgitter an. Ohne geringste Störungen. Also allerfeinster Edelstahl (der wird auf spezielle Art wärmebehandelt, damit sich - möglichst - alle Atome in einem störungsfreien Gittersystem wiederfinden). Schon mal Federstahl zu bohren versucht? Das Gitter ist sowas von hart.
Wenn ich dieses Gitter nun elastisch verforme, so verschieben sich die Atome etwas zueinander. Und wenn das Gitter wirklich störungsfrei gelungen sind, so wird wirklich kein einziges Atom seinen Gitterplatz verlassen. Es wirken ausschließlich elektrostatische Kräfte zwischen den Atomen, die die eigentliche "Federkraft" hervorrufen.
Wie gesagt: so lange der hochwertige Stahl nicht überlastet wird und man im Bereich der elastischen Verformung verbleibt.
Werkzeugmacherwissen rauskram...
Federstahl ist eine Legierung, kann nur im rotglühenden Zustand verformt werden, sollt im weichgeglühten Zustand bearbeitet werden.
Nach der Endbearbeitung wird Federstahl gehärtet. Das heisst, er wird auf ca. 900 Grad erhitzt und abgeschreckt. Dabei entsteht eben nicht ein perfektes und störungsfreies Gitter, sondern Millionen von winzigen Bereichen ("Körnern") mit unterschiedlicher Orientierung der Gitterstruktur. Im Extremfall entsteht eine amorphe (glasartige) Struktur, also gar kein Gitter.
Das Ergebnis ist extrem hart und brüchig. Deshalb wird der Stahl noch einmal auf 350...500 Grad erhitzt und langsam abgekühlt. Dabei kommt es in begrenztem Masse zur Umkristallisierung, die Bereiche gleicher Gitterorientierung wachsen ein wenig. Die Härte wird geringer, die Zähigkeit nimmt zu.
Die Eigenschaften von Stahl sind also neben der Legierung von der Korngrösse der Kristalle abhängig, die durch Wärmebehandlung eingestellt wird.
Nix mit perfektem 3D-Kristallgitter (worauf ich hinauswollte).