Zitat:Original geschrieben von oldeurope
Ja, noch Fragen:
Wo "versackt" das Signal bei Deiner RLC-RIAA? Sie bringt 6dB weniger Pegel!
Einfach mal eine logische Überlegung, und die Klärung kommt von allein.
Sinn der Vorverzerrung ist, die Auslenkung einigermassen frequenzunabhängig zu gestalten, sodass die Auslenkung der Nadel über alle Frequenzen etwa gleich bleibt. Dies spart Platz und reduziert das Rauschen.
Würde man dies mit einem RC-Tiefpass (oder mit einem LR-Tiefpass) gestalten, so hätte man für den Frequenzbereich von 20Hz bis 20kHz und einer Fg von 20Hz eine Dämpfung zwischen 3dB und 63dB. Dies ist logisch. Also müsste man eine Verstärkung von 100dB einsetzen, wenn man die Ausgangsspannung des Systems bei rund 1kHz verhundertfachen wollte. Das ist etwas viel. Daher hat man nicht eine Zeitkonstante gewählt, sondern drei. Und wenn man diese Zeitkonstanten passiv betreibt, und sie haben über den ganzen Frequenzbereich eine Dämpfung von 40dB, so gibt es bei 1kHz eine Dämpfung von 20dB.
Natürlich könnte man hergehen und eine Schaltung entwerfen mit Resonanzkreisen, welche durch die Resonanzüberhöhungen eine Pegelanhebung entstehen lassen. Dann käme man ohne Dämpfung bei 1kHz aus. Allerdings müssen solche Kreise eine entsprechende Güte aufweisen, sodass so ein Filter z.B. eine Last von 600 Ohm für die vorangegangene Stufe darstellt, selber aber mit höchstens 60k belastet werden darf. Dies ist nicht praxistauglich. Das Gleiche könnte man erreichen, wenn man am Filter-Eingang einen Trafo verwendet und die Spannung damit erhöht. Auch da wird es problematisch mit der Impedanz.
Jetzt kann man allenfalls eine leichtere Anhebung durch Resonanzüberhöhung und daher auch eine schwächere Dämpfung realisieren. Und wenn man die drei Zeitkonstanten (die passive Bassabsenkung nach neuester Norm lassen wir mal weg) richtig aufteilt und die entsprechenden Impedanzen berücksichtigt, bekommt man bei 1kHz eine weniger starke Dämpfung, kommt mit einer Last von 600 Ohm aus und muss nachfolgende Lasten von über 6k nicht fürchten.
Würde man nur mit RC oder RL arbeiten, bliebe es immer bei der Grunddämpfung von rund 20dB bei 1kHz. Nehmen wir das Koppeltriodenprinzip, so arbeitet die erste bei 1kHz im Trafomodus und damit haben wir eine Dämpfung in der Grösse von Mü. Dies ist aber deutlich über 20dB und somit ist die Dämpfung dieses Prinzips schon von Natur aus stärker, es sei denn, man reduziert mit Schaltungstricks das Mü.
Und noch ein Wort zur Phase: Wenn wir genau die Schneid-Verzerrung spiegelbildlich nachbauen, so haben wir auch das Spiegelbild des Phasenganges. Und da die Verzerrung per RC ausgeführt wird, ist der spiegelbildliche Einsatz solcher RC-Glieder bei der Wiedergabe eigentlich die logische Konsequenz. Verwenden wir nur RL, so lässt sich die Analogie zu RC herstellen mit genau den selbsen Daten. Sobald RLC zum Einsatz kommt oder andere gemischte Konstruktionen, sind jeweils die Steilheiten, also z.B. die Filtergüte eines LC-Kreises zu beachten. Eine veränderte Güte ergibt eine andere Steilheit der Entzerrung und damit auch andere Phasenverhältnisse.