27.12.2012, 05:17 AM
Hallo Leute,
ich habe zwei HP 140A Mainframes und zwei Einschübe bekommen. Einen normalen Y-Einschub, zweikanalig und eine Delay-Zeitbasis.
Gut, das Ding hat nur 5 MHz Bandbreite und das sieht man auch, wenn man da ein steilflankiges Rechteck draufgibt (Beim Test: "Wieso sehe ich keine Überschwinger trotz fehlendem 50 Ohm Abschluss? Moment mal..."), aber für NF ist das Gerät echt gut brauchbar.
Ich weiß ja nicht, inwiefern hier Interesse an alter Messtechnik vorhanden ist, aber ich persönlich liebe diese alte Technik, da sie mit einfachen Mitteln reparierbar und, sofern man minimal Hirn anwendet, unzerstörbar ist.
Zustand der Geräte, als ich sie bekommen habe:
- Zeitbasis verursacht massiven Kurzschluss auf der +100V Schiene, sobald man am "Position" Poti dreht, außerdem fehlt bei der Zeitbasis ein Montageblech
- Sämtliche Schalter und Potis haben Kontaktprobleme
- Mainframe 1 hat Netzteilschaden, Mainframe 2 Netzteilschaden und Lüfterdefekt
- DRECK DRECK DRECK
Zuerst habe ich die Zeitbasis repariert. Das war auch relativ einfach: Irgendjemand hat anscheinend das X POS FINE Poti mal überdreht, und da dieses 100k Poti hart (!) zwischen +100V und -100V hängt, hat das eben einen Kurzschluss zum Gehäuse erzeugt. Lösung: Jetzt gibts nur noch Grob-Position, aber das reicht.
Das fehlende Montageblech sieht man hier (nicht):
Das Problem war jetzt: Wie misst man die Löcher am besten ab? Das sind Zoll-Maße und dazu liegen die irgendwo. Abmessen mit X/Y Koordinaten mittels Anschlagwinkel geht zwar, aber das ist zu ungenau. Daher folgende Lösung:
Ein Stück Plexiglas drauflegen (Overheadfolie geht auch) und mit einem Filzstift anzeichnen:
Bohren und Positionen prüfen (ja, die PC Schrauben passen da glücklicherweise!):
Dann ein Alublech nehmen und die Löcher übertragen. Das ist nötig, da die Platinen ihre Masseverbindungen über die Schraubverbindungen bekommen. Daher ist es auch zwingend notwendig, das Aluminium beidseitig an allen Schraubverbindungen mittels Zapfensenker von der Eloxalschicht zu befreien:
Und zusammenbauen:
Jetzt kamen die Mainframes (dazu habe ich keine Bilder, weil mein Handy-Akku versagt hat, sorry).
Aber was soll man sagen: HP hat gespart, und zwar massiv. Die Netzteile für +100V, -100V und +250V haben keine Strombegrenzungen außer simpler Schmelzsicherungen und sind mit Bauteilen aufgebaut, die die im Kurzschlussfall an ihnen auftretenden Spannungen nicht aushalten. Konkret: 30V Transistoren im +250V Netzteil. Da der Vorbesitzer offensichtlich durchprobiert hat, ob der Knall beim Drehen am X-POS-Poti nicht vielleicht doch am Mainframe liegt, durfte ich einige Transistoren tauschen (auch vier TO-3...).
Außerdem war bei einem der Mainframes die -12,6V Versorgung tot, weil der Längstransistor keine Stromverstärkung mehr hatte. Das ist ein guter Ort, wo man 2N3055 verbauen kann, die sonst eher unbrauchbar sind.
Einer der Lüfter hatte einen Lagerschaden, dieser wurde durch einen EBM Lüfter ersetzt. Jetzt brennt zwar das Oszilloskop ab, falls ich mal nach USA auswandere (230V Lüfter an 110V...das quirlt nicht wirklich), aber da ich das nicht vorhabe: Egal.
Das waren jetzt 8h Arbeit und das Endergebnis sieht so aus (Das Bild ist heller als es aussieht, Handyblitz ist pfui ):
Da stelle ich gleich mal die Frage: Hat jemand zufällig Knöpfe für das Ding übrig? Mir fehlen da ein paar und ein paar andere sind eigentlich falsch...
Warum schreibe ich das hier? Wie gesagt, ich mag diese Technik und ihre Reparatur ist entspannend und es freut mich, wenn die Geräte nachher wieder funktionieren. Damals hat man noch anders gebaut als heute - langlebiger, servicefreundlicher und luftiger.
Diese Geräte sind gefüllt mit Röhren, Nuvistoren und Transistoren - also mit allem, was es damals gab.
Wenn euch solche Geschichten und Bilder interessieren, kann ich bei der nächsten Reparaturaktion gerne wieder welche einstellen. Wenn nicht, dann nicht - nerven will ich euch ja auch nicht
So, ab ins Bett.
MfG Stephan
ich habe zwei HP 140A Mainframes und zwei Einschübe bekommen. Einen normalen Y-Einschub, zweikanalig und eine Delay-Zeitbasis.
Gut, das Ding hat nur 5 MHz Bandbreite und das sieht man auch, wenn man da ein steilflankiges Rechteck draufgibt (Beim Test: "Wieso sehe ich keine Überschwinger trotz fehlendem 50 Ohm Abschluss? Moment mal..."), aber für NF ist das Gerät echt gut brauchbar.
Ich weiß ja nicht, inwiefern hier Interesse an alter Messtechnik vorhanden ist, aber ich persönlich liebe diese alte Technik, da sie mit einfachen Mitteln reparierbar und, sofern man minimal Hirn anwendet, unzerstörbar ist.
Zustand der Geräte, als ich sie bekommen habe:
- Zeitbasis verursacht massiven Kurzschluss auf der +100V Schiene, sobald man am "Position" Poti dreht, außerdem fehlt bei der Zeitbasis ein Montageblech
- Sämtliche Schalter und Potis haben Kontaktprobleme
- Mainframe 1 hat Netzteilschaden, Mainframe 2 Netzteilschaden und Lüfterdefekt
- DRECK DRECK DRECK
Zuerst habe ich die Zeitbasis repariert. Das war auch relativ einfach: Irgendjemand hat anscheinend das X POS FINE Poti mal überdreht, und da dieses 100k Poti hart (!) zwischen +100V und -100V hängt, hat das eben einen Kurzschluss zum Gehäuse erzeugt. Lösung: Jetzt gibts nur noch Grob-Position, aber das reicht.
Das fehlende Montageblech sieht man hier (nicht):
Das Problem war jetzt: Wie misst man die Löcher am besten ab? Das sind Zoll-Maße und dazu liegen die irgendwo. Abmessen mit X/Y Koordinaten mittels Anschlagwinkel geht zwar, aber das ist zu ungenau. Daher folgende Lösung:
Ein Stück Plexiglas drauflegen (Overheadfolie geht auch) und mit einem Filzstift anzeichnen:
Bohren und Positionen prüfen (ja, die PC Schrauben passen da glücklicherweise!):
Dann ein Alublech nehmen und die Löcher übertragen. Das ist nötig, da die Platinen ihre Masseverbindungen über die Schraubverbindungen bekommen. Daher ist es auch zwingend notwendig, das Aluminium beidseitig an allen Schraubverbindungen mittels Zapfensenker von der Eloxalschicht zu befreien:
Und zusammenbauen:
Jetzt kamen die Mainframes (dazu habe ich keine Bilder, weil mein Handy-Akku versagt hat, sorry).
Aber was soll man sagen: HP hat gespart, und zwar massiv. Die Netzteile für +100V, -100V und +250V haben keine Strombegrenzungen außer simpler Schmelzsicherungen und sind mit Bauteilen aufgebaut, die die im Kurzschlussfall an ihnen auftretenden Spannungen nicht aushalten. Konkret: 30V Transistoren im +250V Netzteil. Da der Vorbesitzer offensichtlich durchprobiert hat, ob der Knall beim Drehen am X-POS-Poti nicht vielleicht doch am Mainframe liegt, durfte ich einige Transistoren tauschen (auch vier TO-3...).
Außerdem war bei einem der Mainframes die -12,6V Versorgung tot, weil der Längstransistor keine Stromverstärkung mehr hatte. Das ist ein guter Ort, wo man 2N3055 verbauen kann, die sonst eher unbrauchbar sind.
Einer der Lüfter hatte einen Lagerschaden, dieser wurde durch einen EBM Lüfter ersetzt. Jetzt brennt zwar das Oszilloskop ab, falls ich mal nach USA auswandere (230V Lüfter an 110V...das quirlt nicht wirklich), aber da ich das nicht vorhabe: Egal.
Das waren jetzt 8h Arbeit und das Endergebnis sieht so aus (Das Bild ist heller als es aussieht, Handyblitz ist pfui ):
Da stelle ich gleich mal die Frage: Hat jemand zufällig Knöpfe für das Ding übrig? Mir fehlen da ein paar und ein paar andere sind eigentlich falsch...
Warum schreibe ich das hier? Wie gesagt, ich mag diese Technik und ihre Reparatur ist entspannend und es freut mich, wenn die Geräte nachher wieder funktionieren. Damals hat man noch anders gebaut als heute - langlebiger, servicefreundlicher und luftiger.
Diese Geräte sind gefüllt mit Röhren, Nuvistoren und Transistoren - also mit allem, was es damals gab.
Wenn euch solche Geschichten und Bilder interessieren, kann ich bei der nächsten Reparaturaktion gerne wieder welche einstellen. Wenn nicht, dann nicht - nerven will ich euch ja auch nicht
So, ab ins Bett.
MfG Stephan