[Rumgucker]

Weit vor der Erfindung genauer Zeitmessgeräte erfreuten sich Uhren - trotz mangelndem Gebrauchswert - einer hohen Wertschätzung. Es faszinierte die Verspieltheit der Mechanik und deren handwerkliche Ausgestaltung sowie die verwendeten (oft kostbaren) Materialien.

In der Zeit der Industriegesellschaft wandelte sich die Uhr vom Blickfang hin zum Blickzwang. Die Uhr unterwarf den Arbeiter dem Takt der Maschinen. Die heimische Uhr war der verlängerte Maschinenarm der Fabrik.

Heutzutage sollten (ich hoffe) möglichst viele von uns aus dieser Knechtung des letzten Jahrtausends entkommen sein. Ich nutze einen "Wecker" nur in Ausnahmen, in denen die Maschinen (z.B. Flugzeuge) mich zur Unterwerfung zwingen. Im Normalfall jedoch steh ich auf, wann es mit beliebt. Einen Wecker benötige ich nicht.

Bei uns zu Hause erfüllen Uhren wieder dekorative Zwecke. Auch hier in der Firma empfinde ich Uhren als eher unbedeutend. Wir haben zum Beispiel kein Zeiterfassungssystem, weil ich sowas entwürdigend finde. Für den Fall der Fälle trägt man genug "Chronometer" mit sich herum, so dass man sich jederzeit mit deren "Messergebnissen" befassen kann.

Insofern plädiere ich für die Rückbesinnung auf das Wesen der Uhren. Uhren verbildlichen den Ablauf des Lebens. Welche Uhr kann das besser darstellen als eine Sanduhr? Das genaue Gegenteil von Zuverlässigkeit und Langlauffähigkeit. Und trotzdem so wertvoll. Eine dekorative 2 Meter hohe Sanduhr im Eingangsbereich, die einmal morgens umgedreht wird, wäre mir 1000-mal wertiger als so ein 8mm-hoher Nixie-Firlefanz. Firlefanz schon deswegen, weil es keine einzige Nixie-Uhr auf der ganzen Welt gibt, die länger als 60 Jahre lief. ;baeh