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Spiegelgalvanometer
#61
"Baufortschritt"? überrascht

Das Ding ist seit einer Woche fertig. Hab doch alles dokumentiert...
 
#62
Nun ja - wir haben oben gesehen, dass die Sicherung anspringt und das es eine Schutzschaltung gibt aber noch keine Messung mit Praxisbezug. Zeig doch mal etwas, was mit einem simplen Multimeter nicht geht.
 
#63
Jedes simple Multimeter ist ein ganz vorzüglicher Kompensator (weit besser als mein Drehspiegel), wenn man es mit einer Kompensationseinrichtung ergänzt.

Dann kann selbst ein simples Multimeter 500,0001 Volt sicher von 500,0000 Volt unterscheiden und das Messobjekt belastungsfrei halten.

Denn genau das kann mein Kompensator.
 
#64
Ich hab so langsam Lust, mit dem Kompensator mal was Sinnvolles zu vermessen. Irgendwas Abgefahrenes. Vielleicht sollte ich mal versuchen, Glimmlampen als Fotozellen zu verwenden? misstrau

Also in der Brücke Glimmlampe in Reihe mit hochohmigem Widerstand (damit die Glimmlampe nicht zündet). Und den Rest der Brücke bildet der Kompensator.

Oder man könnte auf gleiche Weise die Formierung eines alten Elkos überwachen.

Irgendwas in dieser Richtung...... misstrau
 
#65
Oder ein Gamma-Strahlungs-Detektor
...mit der Lizenz zum Löten!
 
#66
Es ist nicht zu fassen. ich hab gerade mit der Glimmlampe angefangen und schon seh ich nen "unerwarteten Effekt". motz

Ich bin ganz tüddelig. Ich melde mich....
 
#67
Der "komische Effekt" war eine gaaaanz schwache Selbstzündung, die man nur noch im völlig abgedunkelten Raum in der Glimmlampe (mit der Lupe) sieht.

-----------

Nun zur Messschaltung....

Der Kompensator wird mit 100V versorgt. An seinem Messpol hab ich die Glimmlampe gegen Minus angeschlossen (also ohne weiteren Widerstand) und die Kompensatorpotis gerade so eingestellt, dass noch keine Selbstzündung stattfindet. DIe Einstellung habe ich nicht als kritisch empfunden.

Es fließt ein Ruhestrom von 37nA:

[Bild: 1_kompen1.JPG]

Sobald ich die Glimmlampe leicht beleuchte (mit einer LED-Taschenlampe), so steigt der Strom auf 150 nA an:

[Bild: 1_kompen2.JPG]

Erhöhe ich dann die Lichtmenge noch ein ganz klein wenig, so zündet die Glimmlampe und meine Sicherungskreise retten das Galvanometer:

[Bild: 1_kompen3.JPG]


Also ist mit einer Glimmlampe eine direkte lichtgesteuerte Betätigung eines Relais möglich. Die Empfindlichkeit ist allerdings nicht besonders hoch.

 
#68
Deshalb gibt es die Empfehlung, Glimmlampen nicht in völliger Dunkelheit zu betreiben. Sie zünden dann manchmal nicht. Licht verringert die Zündspannung. Oder eine andere Photonenquelle...
 
#69
Wenn man ein RC-Glied hochohmig und ganz langsam auflädt und parallel zum RC-Glied die Reihenschaltung einer Glimmlampe und eines kleinen Relais anschließt, so müsste die Frequenz dieser Schaltung abhängig vom Licht sein.

Wir wissen jetzt aus dieser Messung, dass der Ladestrom mindestens 0,2uA betragen sollte, damit MEINE Glimmlampe auch sicher zündet. Und wir wissen aus meiner Kompensator-Potistellung (0,3), dass diese Zündung bei rund 70V geschieht, was ja gut ins Bild passt.

Naja.. gut.... so richtig neu war das noch nicht. Aber immerhin.

-------------

Jetzt hätte ich mal Lust, mich mit dem Dingens an Röhren zu vergehen. Irgendeine kluge Gitterstromkompensation oder so was ähnliches. Muss ich drüber nachdenken. Brauch aber erstmal nen Kaffee....
 
#70
Leider kann man bei solch einer Schaltung nicht von "Frequenz" reden. Nur von mehr oder weniger zufällig öfter oder weniger oft lachend .
 
#71
ehm... aus dem "Mich nervt"-Thread, also dem Nirwana:

http://d-amp.org/include.php?path=forum/...tries=4400
 
#72
Messpraxis

Ich messe gerade mit dem Kompensator zwei in Reihe geschaltete Akkuzellen aus meiner Kamera, die langsam entladen werden. Sobald eine Zelle vorzeitig nachgibt, wird mir das gut sichtbar dargestellt. Wink
 
#73
Damit könnte man sicher die Knistergeräusche mancher Röhren beim einschalten visualisieren? Oder das berühmte "Ping" beim "anheizen". Gerade bei größeren Röhren ist das "recken und strecken" deutlich zu vernehmen.
 
#74
Es gibt ja Menschen, die bei Geräuschen Farben sehen können.

Wir Normalos kennen nur weißes und rosa Rauschen... Sad
 
#75
Zitat:Original geschrieben von goggy
Zeig doch mal etwas, was mit einem simplen Multimeter nicht geht.

Angeregt durch Christians DDR-Bücher werde ich gleich mit dem Kompensator eine Wechselspannungs-Wirkleistungsmessung (!) zeigen..... Smile
 
#76
Hier die Anregung:

[Bild: 1_1368901035_kompen10.png]
[Bild: 1_1368901078_kompen11.png]

(man beachte die genaue Erklärung der Funktionsweise, die jegliche Fragen erschöpfend beantwortet.... Rolleyes )

Also musste die Simulation ran. Oben die DDR-Schaltung. Und unten das, was nach Entfernung der schwarzen Magie schließlich noch übrig blieb: eine simple Phasen-Messbrücke mit Einweggleichrichtungen - ähnlich einem SWR-Meter aus der Funkerei:

[Bild: 1_1368901216_kompen12.png]

...geschickterweise natürlich gleich auf den Kompensator ausgelegt.

Mit dem rechten Brückenzweig wird die Anzeigeempfindlichkeit vorgegeben. Der linke Brückenzweig wird bei Blindströmen auf Null abgeglichen.

Da mein Trenntrafo noch im Umbau ist, musste ich mit einem 30V Trafo versorgen. So konnte ich nicht im Kilowatt-Bereich messen, sondern nur bei rund 10 Watt.

Durch zwei back-to-back in Reihe geschaltete Elkos von je 470uF fließt ein Blindstrom von 800mA. Trotzdem zeigt der Kompensator nichts an, weil es ja ausschließlich ein Blindstrom ist. Der Kompensator soll aber ja den Wirkstrom zeigen.

[Bild: 1_1368901486_kompen13.jpg]

Sobald ich jedoch parallel zum Kondensator einen 10 Ohm Widerstand schalte, schlägt der Kompensator heftig aus (proportional der Leistung, wie im DDR-Artikel erwähnt):

[Bild: 1_1368901666_kompen14.jpg]

Es fließt ein Scheinstrom von 1.4A.

Entferne ich den Kondensator, so verändert sich die Anzeige des Kompensators nicht. Und das, obwohl der Strom deutlich sinkt.

[Bild: 1_1368901775_kompen15.jpg]

Tatsächlich reagiert das Gerät also ausschließlich auf die Wirkleistung!

Prinzipiell kann man natürlich auch ein Multimeter verwenden, wie im Artikel erwähnt. Aber es muss ein mittelndes Drehspulinstrument sein - möglichst mit Nulllage in der Mitte. Und dann benötigt man obendrein noch die im Kompensator fest verbauten Potis zum Nullabgleich.

Außerdem ist der Kompensator - für ein Drehspulinstrument - irre empfindlich. Dadurch konnte ich die Schaltung wesentlich hochohmiger auslegen. Statt den empfohlenen 100uA benötigt das Galvanometer ja nur 1,5uA.

Ach so.... eine wichtige Sache noch: das fiunktioniert alles so schön, weil ich nur die Wirkleistung von Sinusschwingungen vermessen hab. Bei Impulsströmen kann es nicht hinhauen. Aber irgendwas ist ja immer.... Wink
 
#77
Eine schön demonstrierte praktische Anwendung Deines Gerätchens. ;respekt
 
#78
Naja... ich merk ja auch den Schmerz, wenn Du sagst, dass Du den Nutzen eines Gerätes nicht so recht nachvollziehen kannst. Das nagt dann an mir. Monatelang. lachend
 
#79
Ich hau mich weg... Big Grin klappe
 
#80
Ich vertief noch mal ein wenig das Messprinzip. Man will also bei einem Blindwiderstand eine Nullanzeige auf dem Drehspulinstrument erreichen.....

Um das zu verdeutlichen, hab ich die Messbrücke noch einmal vereinfacht:

[Bild: 1_1368996268_kompen13.png]

Der Strom durch die beiden Dioden ist beim Anschluss eines Blindwiderstands etwas phasenverschoben, aber betragsgleich. Der Strom durch D3 eilt etwas vor, weil die Kapazität die Spannung an D4 etwas verzögert.

So lange also Strom nur in D3 fließt, möchte das Messwerk in positive Richtung ausschlagen. Sobald sich D4 dazuschaltet, wird der Strom im Messwerk durch den entgegengesetzten Strom reduziert, bis schließlich beide Ströme gleich sind und sich im Schnittpunkt der blauen und der grünen Kurve zu Null addieren. Danach obsiegt der D4-Strom und das Messwerk möchte in negative Richtung ausschlagen. Die positiven und die negativen Ausschläge der Drehspule mitteln sich durch die Trägheit des Instrumentes.

Gleiches passiert beim Anschluss einer Spule, nur dass hier die Reihenfolge der beiden Halbwellen vertauscht ist. Im Mittel jedoch zeigt das Messwerk nichts an.

Anzeigen kann das Gerät erst, wenn ein Wirkwiderstand das Gleichgewicht der beiden Ströme stört:

[Bild: 1_1368996924_kompen14.png]

Zwar ändert sich nichts an der Phasenlage beider Dioden-Ströme. Aber es ändert sich was am Betrag. Das Messinstrument schlägt in positiver Richtung aus und zeigt so die Wirkleistung an.

Noch nicht so recht erklären kann ich mir die Linearität der Wirkleistungsanzeige.

500 Watt: 45uA
255 Watt: 22uA
127 Watt: 11 uA