16.12.2016, 02:11 PM
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 16.12.2016, 02:32 PM von Basstler.
Bearbeitungsgrund: Aufräumen und Typos + Ergänzung
)
(18.11.2016, 11:16 PM)Pavlovic schrieb: Ich bin nur sehr skeptisch mittlerweile mit überdimenionierten Netzteilen, wenn riesige Elko-Pakete in Netzteile reingestrickt werden.
Denn Trafoleistung und Elkokapazität sollten in einem sinnvollen Verhältnis sein, konnte allerdings nichts zur Berechnung finden die sich auf Klirr bezieht.
Gerade bei Industrie-Geräten sind die Trafos oftmals genau so konstruiert dass sie einen bestimmten Strom "können". Und ein Aufblasen der Elkokapazitäten prodzieren dann bergeweise Klirr der dann als guter Klang verwechselt und mißverstanden wird.
Gruß, Dragan
So, ich hole mal aus
Etwas Grundlagen vorweg ...
Du möchtest einen Verstärker mit Energie versorgen. Der Verstärker soll später typisches Audio Material (Musik & Stimmen) verstärken.
Der gewählte Verstärker ist ein typischer, moderner Vertreter mit Rückkopplung (Feedback),
dh. er nimmt das Eingangssignal und verstärkt es konstant mit dem Faktor X (Gain).
Allein das Vorhandensein der Rückkopplung, macht eine Regelung der Versorgungsspannung redundant, da der Verstärker nix anderes macht !
Er stellt eine Ausgangsspannung in Abhängigkeit der Eingangsspannung ein, halt verstärkt um den Gain - in Grenzen (!) unabhängig von der Versorgungsspannung ...
Dafür ist ja die Rückkopplung uA. da, sicherzustellen, das das Ausgangssignal, dem Eingangssignal sklavisch folgt.
Die Grenze stellt die Leistung der Spannungsversorgung dar.
Wenn also das Eingangssignal x Gain größer als die Versorgungsspannung (- Spannungsabfälle) wird -> Übersteuerung der Endstufe (idR nicht die Vorverstärker).
Das ist die obere Grenze - egal ob das Netzteil geregelt ist oder nicht.
Ein gutes Design hat genug Headroom (also Luft nach oben) um zu verhindern das es soweit kommt, es gibt also immer genug Reserven um Schwankungen der Versorgungsspannung auszuregeln - Stichwort PSRR - Power Supply Rejection Ratio.
IdR. erkennt man das an einer recht hohen Versorgungsspannung im Verhältnis zum max. Ausgangshub - alles was nicht bis zum Ausgang durch geschoben wird (max. Amplitude am Lautsprecher vs. höhe Spannungsversorgung) bleibt als Regelreserve für die PSRR erhalten -> der Verstärker regelt schon alles
Soweit zum Thema geregeltes Netzteil für Endstufen ....
Bzgl. Klirr, Kondensatorbank, vermeintlich kleiner Trafo :
Ja, es wird im Grenzbereich zu einer unruhigen Versorgungsspannung am Verstärker kommen, mehr Klirr wird aber erst vom Verstärker erzeugt wenn die Versorgungsspannung durchgreift - es keine Reserve zum ausregeln mehr gibt oder die Bandbreite der Rückkopplung nicht in der Lage ist die Störungen zu packen, was widerum ein unschönes Design ist - gab es früher reichlich, viele Röhren Amps haben keine richtige Rückkopplung, daher sind sie auch ziemlich empfindlich was Störungen in der Spannungsversorgung angeht...
So, zum Punkt, was soll der Verstärker nachher leisten können ?
-dauerhaft hohe Pegel, typisch 6dB unter Vollast -> PA Betrieb ? - Dann ja, Trafo auslegen auf 80% der Dauerlast (mehr bringt es nicht, es gibt keinen Dauersinusbetrieb)
die Siebung der gleichgerichteten Spannung soweit füttern, das der Ripple nicht nicht die Regelreserve auffrist.
oder eher
- Daheimbetrieb mit genug Reserven für spontane Anfälle die Wände erzittern zulassen, mit Musik und nicht Sinus Dauersignal -> Trafo ~50% der Spitzenleistung + Elkos wie bei PA Betrieb.
Bei dem zweiten Ansatz wird der Trafo vielleicht temporär überfahren, geht also kurz in eine Stromquelle über, aber halt nur kurz, dann ist das Signal schon wieder im normalen Bereich ... alles gut. Die Leistungsspitzen liefern die Elkos, der Trafo hat Zeit die wieder zu laden, wirklich, messbar !
Zumal die idR. nicht auf Kante spezifiziert sind, Eisentrafos können gut überfahren werden, 150% sind kein Thema - sofern das nicht stundenlang geschieht.
So, abschließend der Spezialfall Class-D ...
Ein Class-D Verstärker ist ein synchroner Tiefsetzsteller (Buckconverter) - also ein Schaltnetzteil mit 4 Quadrantenbetrieb !
Geilster Scheiß überhaupt, er kann positive sowie negative Spannung abgeben (Quadrant I & III) aber er kann sie auch aufnehmen (Quadrant II & IV)
Also das ganze reaktive Gelumpe unser induktiven Last (Lautsprecher) wird aufgesaugt und zurück in die Spannungsversorgung recycelt -> Bus-Pumping ...
Gewöhnliche AB Endstufen können das nicht, die müssen die Energie verheizen, ohne wenn und aber.
Ergänzung: Auch wichtig zu erkennen, wir haben ein Schaltnetzteil als Verstärker - das versorgende Netzteil muss nur die Leistung liefern nicht den Strom !
Bei konstanter Ausgangsleistung ist die Impedanz (in Grenzen) des Lautsprechers egal ! Die Spannung kann bei Bedarf zu Strom werden, der Strom zB. an 4 Ohm Last wird vom Netzteil nicht gesehen - bei gleicher Leistung !
Das ganze Thema mit dem Bus-Pumping ist beherrschbar, siehe oben, die Rückkopplung macht Schwankungen in der Versorgungsspannung eh platt, genug Elkos können die Energie aufnehmen, der Trafo wird entlastet !
Man muss nur beachten, das die Spannung nicht zu hoch wird, was aber im Wohnzimmer mit den üblichen kleinen Tellern kaum zu schaffen ist, die Dinger haben zuwenig Masse, um signifikant viel Energie elektromotorisch zu erzeugen und über die Class D Endstufe in die Versorgung zu pumpen !
Falls das Bauchgefühl da noch unklar ist, entweder mal messen (Oszi an Vb) was da passiert und bewerten, oder paranoider Weise einen Endstufe phasengedreht ansteuern und den Lautsprecher entsprechende umpolen, dann wird die rückgeführte Energie sofort in die andere Endstufe geleitet und der Trafo noch ein bisschen mehr entlastet...
Wirklich ernsthafte Probleme mit Bus-Pumping haben die Umrichter Jungs - wenn so ein 300kW Motor elektrisch gebremst wird (Änderung der Drehfeldfrequenz) geht da enorm viel Energie in den Zwischenkreis, praktisch die gesamte kinetische Energie.
Erster Reflex sind Bremschopper - es wird mit einem gepulsten Lastwiderstand die Zwischenkreisspannung verheizt - recht dumme Lösung, aber in vielen Fällen nicht anders lösbar.
Der Königsweg sind auch dort vernetzte und gut gepufferte (ELKOS) Spannungszwischenkreise die mehrere Umrichter verbinden und eine Wiederverwendung der Energie ermöglichen ... das machen sie aber auch erst seit kurzem
Noch Fragen ?
(16.12.2016, 01:49 PM)voltwide schrieb: mein Reden, wer eine solche 3- 4"-Schwingspule mal aus der Nähe gesehen, kann über Leistungsangaben von 2kW für einen Sub-Treiber nur lachen.
Zu dem Thema hat Dave ja auch seinen Senf gegeben (Woofer von Pyle in wenigen Minuten geschrotet)
Nochmal zu Bus-Pumping
Die Energierückspeisung einer Halbbrücke läßt sich kompensieren indem man eine zweite Halbbrücke mit entgegengesetzter Phasenlage ansteuert.
Um die aktustische Auslöschung zu kompensieren, wird einer der beiden Lautsprecher verpolt.
Schaut man sich diese Schaltung an, ist es praktisch derselbe Aufbau wie beim Vollbrückenbetrieb, nur das die Last auf zwei Lautsprecher aufgeteilt wird.
Das kann man also gut bei 2 Subs/Breitbändern anwenden.
Ob das Netzteil geregelt ist, spielt hierbei kaum eine Rolle, denn die Regelung kann nicht die in die Elkos rückgespeiste Energie kontrollieren.
Einzige Ausnahme dürfte hier eine sekundärseitige, aktive Synchrongleichrichtung sein.
Ich hab es nochmal komplett breit getreten
"Ich hab Millionen von Ideen und alle enden mit Sicherheit tödlich."