07.01.2013, 11:11 PM
Zitat:Original geschrieben von Rumgucker
Ich muss allerdings betonen, dass ich "konstantes Potential" von TS wirklich als kompletten Humbug betrachte.
Wir müssen nicht mit TS konform gehen. Aber wir sollten klar sagen, wenn wir mit TS nicht konform gehen.
Die Definition nach TS ist eine Möglichkeit, jemandem, der keine Ahnung von der Schaltungstechnik hat, die Grundzüge zu erklären. Also konkret, warum das Ding Emitterschaltung heißt und das andere Basisschaltung und dann gibts da noch die Kollektorschaltung.
Dafür ist das mit dem "konstanten Potential" brauchbar. Für reale Schaltung nicht. Da brauchts dann eben die Netzwerktheorie mit den Leitwertmatritzen, Knotenpotentialanalyse (nichts anderes macht SPICE!) usw.
Man muss sich auch darüber im Klaren sein, dass eine beispielhafte Emitterschaltung mit einem PNP, die mit 12 V arbeitet, einerseits so definiert werden kann, dass der Bezugspunkt des Transistors (Emitter) auf Masse liegt und die Betriebsspannung -12 V beträgt, oder die Masse ist wie üblich "unten", also 0 V, und die Betriebsspannung beträgt +12 V.
Gemäß Netzwerktheorie ist dann, wenn man die 12 V- Quelle als ideal annimmt, die +12 V - Schiene ebenfalls ein konstantes Potential, da zwischen den beiden Knoten eben eine Quelle mit 12 V und Null Ohm liegen.
Nimmt man aber eine reale Quelle, dann ist der Emitter nicht mehr zwingend unabhängig von der Massedefinition niederohmig auf Masse, da im einen Fall die Quelle zwischen dem Emitter und Masse hängt und im anderen Fall der Emitter direkt an dieser Masse angeschlossen ist.
Im "+12 V Betriebsspannung, Masse unten" - Fall hätte man außerdem ein Störverhalten bezüglich der Betriebsspannung, für das der Transistor in BASISschaltung arbeitet und ein Transmissionsverhalten, für das er in EMITTERschaltung arbeitet.
Eine Schaltung stur einseitig zu betrachten ist daher in der Regel nicht sinnvoll. Man versteht damit keine Nicht-0815-Schaltung mehr und man schränkt sich selbst im Denken ein. Spätestens dann, wenn KEIN Anschluss des Transistors mehr auf "konstantem Potential" liegt, wird es lustig.
Schaut euch mal - als abschreckendes Beispiel - an, was man so zur Kathodynschaltung liest. Viele sehen darin eine Anodenschaltung/Kathodenfolger und eine Kathodenschaltung und attestieren der Schaltung daher ungleiche Ausgangsimpedanzen und manchmal sogar noch unterschiedliche Verstärkungen.