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class-d endlich kurzschlussfest!
#1
Kurzschlussfestigkeit wurde bislang eher stiefmütterlich
behandelt. Das soll nun anders werden.
Als Starter mein Beitrag zum Thema

Da PWM-Verstärker große Ähnlichkeit mit Abwärtsreglern aufweisen
kommt hier der typische "cycle-by-cycle current limiter" zum Einsatz.
Praktisch heißt dies dass sofort abgeschaltet wird
sobald der vorgegebene Grenzstrom überschritten ist,
wodurch die laufende Aktivphase des Arbeitszyklus verkürzt wird.
Auf diese Weise ist eine Reaktionszeit unter 1us realisierbar,
die man auch braucht um sicher zu stellen
dass die Filterdrosseln nicht in die Sättigung gehen,
um zu verhindern dass der Ausgangsstrom
explosionsartig auf zerstörerische Werte ansteigt.

Da nur der gerade laufende Zyklus beschnitten wird,
und kein "shutdown" stattfindet, ergeben sich
geringstmögliche Verzerrungen und kürzeste Erholzeiten.

Positive Halbwelle ("hi-side") und negative Halbwelle ("lo-side")
sind identisch aufgebaut. Der jeweilige gate-Ausgang des
Halbrückentreiber-Ansteuerbausteines wird über eine

Klammerschaltung (10nF, 1N4148, 100k)

an das zugehörige MOSFET-gate gekoppelt. Sobald das Spannungsgefälle
über dem Stromfühlerwiderstand in der jeweiligen source-Leitung
etwa 0,7V überschreitet, zündet der aus 2 komplementären
Transistoren nachgebildete

Thyristor,

schließt das gate kurz und lädt den Koppelkondensator auf.

Auf diese Weise bleibt das gate bis zum Ende des Arbeitszyklus
gesperrt, auch dann wenn der Abschaltthyristor längst abgefallen ist.

Die Simulation zeigt eine Schaltung rund um den bewährten IR2110,
ausgelegt für +-1,5A Strombegrenzung. Die Schaltung wurde
bereits ausgiebig mit LTspice überprüft und korrigiert.

Zur Demonstration wurde die Ausgangsdrossel soweit verkleinert,
dass schon der reine PWM-Stromripple, ohne Audio-Signal-Ansteuerung,
die Strombegrenzung aktiviert.

Da das IR2110-Modell direkt eingebunden ist, sollte die Simulation
ohne zusätzlichen Einrichtungsaufwand unter LTSpice laufen.

https://stromrichter.org/d-amp/content/i...d_prot.asc
...mit der Lizenz zum Löten!
 
#2
Was für einen Kurzschluss? Den der Lautsprecherklemmen?

Als völlig Unbedarfter in Sachen D-amp war ich bisher der Meinung, dass die Filterdrossel so dimensioniert werden muss, dass sie nie in die Sättigung kommen kann.
 
#3
Ja, es geht um Kurzschlußschutz der LS-Klemmen.
Und man kann allein durch (Über-)dimensionierung
der Filterdrossel die Sättigung nicht sicher verhindern:
Betrachte den Fall einer Sinusansteuerung mit 90% der
max Aussteuereung. Mache einen Kurzschluss im pos Maximum
des Sinus. Der Class-D-Amp ist jetzt vergleichbar mit
einem Abwärtswandler (mit Synchrongleichrichtung),
der 90% der Eingangsspannung an die LS-Klemme legt.
Und im Kurzschlußfall steigt der Strom zeitlinear
immer weiter an,über etliche Taktzyklen,
solange bis es knallt.
...mit der Lizenz zum Löten!
 
#4
...ja. Cycle by cycle ist fraglos schoener als komplett wegschalten und nach ein paar Sekunden wieder probieren.
Aber geht diese Gateansteuerung auch für extreme Duty Cycles?
Sorry, hab's noch nicht simuliert.
"Klick 'n Sim" ist am Symbol vom IR-Treiber gescheitert. Für mehr als diesen kurzen Blick hatte ich noch keine Zeit....
 
#5
@Choco: Voltwide verwendet mein IR2110-Gekrempel..... guckst Du im download-Bereich....

--------

@voltwide: Deine Idee finde ich genial. Mir fällt nichts negatives auf. Die Koppelkondis halte ich an der Stelle für völlig ok, das kann man so machen.

Irgendwie ähnelt Deine Schaltung der typischen analogen Strombegrenzung analoger Endstufen. Nur dass Du halt das Ding sozusagen "digitalisiert" hast.

Gefickt eingeschädelt... Wink
 
#6
Oh.. ich sehe gerade, dass der Thread schon ein paar Tage alt ist. Hätte Choco nichts geschrieben, wär er mir gar nicht aufgefallen.

Mist. Ich hab echt was versäumt in den Tagen. motz
 
#7
Letztendlich ist so etwas ähnliches in jedem voll integrierten class-d
amp enthalten. Das hier ist also die diskrete DIY-Nachbau-Version.

Extreme Tastverhältnisse sind hierbei grundsätzlich ein Problem.
Und es treten schon recht verzwickte DetailProbleme in der Praxis auf, z.B.
-Der Aufladeimpuls, der die HiSide-Versorgung auffrischt während
loside durchschaltet, kann die loside-Strombegrenzung auslösen
-Die positive Gateflanke triggert den Thyristor "ein wenig",
die gate-Spannung erreicht nur einen Bruchteil,
der MOSFET schaltet nicht vollständig durch und überhitzt
-Beim Entmagnetisieren der spike Drossel entsteht eine
pos gate-source-Spannung, die den Koppelkondensator auflädt
wodurch in der anschließenden Aus-Phase der MOSFET wieder
halbwegs durchgesteuert wird. Das gibt dann cross-conduction
und Überhitzung der MOSFETs

Also jede Menge "special effects"!

Es erscheint sinnvoll, das Tastverhältnis zu begrenzen auf
z.B. 5-95%, damit das ganze unter allen Bedingungen rund läuft.

Die cycle-by-cycle Begrenzung ermöglicht z.B das Aufladen von
Auskoppelkondensatoren oder größeren Filterkondensatoren.
wogegen ein shutdown zwar maximalen Schutz liefert,
aber bei kapazitiver Last überhaupt nicht starten kann
("hiccup-mode").
Ich habe inzwischen auch eine hardware gefädelt die die
ersten Tests bestanden hat.
In den nächsten Tagen wird es eine aktualisierte Version geben.
...mit der Lizenz zum Löten!
 
#8
Zitat:Original geschrieben von voltwide
Ich habe inzwischen auch eine hardware gefädelt die die
ersten Tests bestanden hat.

Will sehen! überrascht
 
#9
Ruhig, Brauner! Kriegst Du Anfang bis Mitte der Woche
...mit der Lizenz zum Löten!
 
#10
Zitat:Original geschrieben von voltwide
Ruhig, Brauner!
Im Herzen bin ich aber eher links... motz

[SUP]Dagegen spricht IMHO auch nicht, wenn ich mich regelmäßig über unsere jungen Totschläger mit "Migrationshintergrund" aufrege.[/SUP]


Also muss es "Ruhig, Roter" heißen!
 
#11
nimm das, Roter
[URL] https://stromrichter.org/d-amp/content/i...100330.asc[/URL] Wink

Die Simulation ist immer noch ne große Baustelle.

Größere MOSFETs machen Probleme:
Der Koppelkondensator möchte größer werden,
aber dann bekommt ihn der Treiber nicht mehr schnell genug entladen.
Also muß man das maximale Tastverhältnis herabsetzen.
Ansonsten allerlei kleine Verbesserungen.

Die Thyristorschaltung ist noch stark verbesserungsfähig
hinsichtlich optimalen Ein- und Auschaltverhalten.


Über die 47pF-Kondensatoren wird der Thyristor gezündet,
sobald der zugehörige MOSFET abschaltet. Dadurch wird die
rückgespeiste Miller-Ladung abgeleitet und eine wesentliche
Ursache für cross-conduction beseitigt.
...mit der Lizenz zum Löten!
 
#12
Vielen Dank für die Simu. Das sieht sehr interessant aus.

Ich frag mich nur gerade, ob man nicht auf den beiden Endstufen-Versorgungsspannungen den Strom entspannt erfassen und dann - irgendwie - den IR2110 beeinflussen kann, denn der hat ja den SD-Eingang.

BTW: wenn Du mit dem SD-Eingang rumspielen wolltest, so sag nochmal Bescheid. Es gibt mittlerweile ne verbesserte Version des Modells, bei dem auch der SD einwandfrei arbeiten sollte.
 
#13
Hallo Gucki
Die SD-Variante möchte ich nicht haben, weil
-Überstromauslösung beim Laden von Kondensatoren zum Zusmmenbruch führt
-Ich in Wahrheit gar nicht den IR2110 benutze,
sondern L6385 (ST), einen 8-pin-Treiber, ohne shutdown-Eingang.
Aber für den habe ich kein Modell, was aber für
die grundsätzliche Analyse zu verschmerzen ist.

Und bedenke, dass es hier primär darum geht, Sättigung der
Ausgangsdrossel zu verhindern, was besonders spannend wird
wenn man unter voller Last an die Aussteuergrenzen geht.

Inzwischen habe ich den Thyristor verbessert auf
schnelles Ein- und Abschalten.
https://stromrichter.org/d-amp/content/i...100331.asc
...mit der Lizenz zum Löten!
 
#14
[IMG] https://stromrichter.org/d-amp/content/i...100331.png[/IMG]

So sieht die Umsetzung der Simulation in Testhardware aus.
Es handelt sich übrigens um einen sog SMC
("Small MOSFET Collider")
Das ganze funzt im Dauerkurzschluß, bei 120V Betriebsspannung
bleiben die MOSFETs bei ca 67C stehen. Simulation und
Realität scheinen nicht allzuweit auseinanderzuklaffen.
Tongue
...mit der Lizenz zum Löten!
 
#15
Sieht schnuckelig aus Smile
 
#16

Mehrere kleine Änderungen hat der Zeichner im Bild versteckt
https://stromrichter.org/d-amp/content/i...100402.asc Wink
...mit der Lizenz zum Löten!